29 November 2017

Nach der Flut...

Die Kunde von der großen Flut in Neu Freystadt erreichte die umliegenden Länder natürlich erst nach einigen Tagen oder gar einer oder zwei Wochen. In der Zwischenzeit wurde aber in der Hafenstadt viel angepackt.

So war die Einigung schnell erzielt, den großen Schäden schnell beizukommen und die Ordnung wieder herzustellen, was auch immer das in Neu Freystadt bedeutet. So wurden bereits kurz nach der großen Flut, die so viele Schäden in Neu Freystadt angerichtet und so viele Tote gefordert hat, der ehemalige Stadtrat und auch mehrere andere Gildenzusammenkünfte der Stadt für aufgelöst erklärt. Veranlasst hat dies augenscheinlich der ehemailge Erste Stadtrat Duncan Friedwart Gerolam mit Hilfe einer rasch ausgehobenen Stadtmiliz und einigen anderen Würdenträgern, die nach der Flut nicht tot sind oder als vermisst gelten. Zu eben jenen Vermissten zählen auch Mitglieder des alten Stadtrats, wie zum Beispiel der Ehrenwerte Bürger Godewyn Godericsson oder die Geldwechslerin Inessa Thalion. Aber auch von anderen ehemals einflussreichen Händlern und Obmännern fehlt bislang jede Spur oder jedes Lebenszeichen.


Die Stadt selbst litt zuletzt stark unter dem Ruf, ein Pfuhl für Chaos, Misswirtschaft und Kungelei zu sein, in dem alles zum Stillstand verdammt war. Im Grunde genommen war der Fortschritt der Willkür der undurchsichtigen Gildenpolitik ausgeliefert. Gerolam hatte dies in den vergangenen Jahren in den Ratssitzungen oft beklagt, hat sich aber bislang vermutlich die Zähne ausgebissen. Aber jeder wird gerade in dieser Lage bestätigen können, dass sich die Dinge schnell ändern müssen. Insofern scheint er die Gunst der Stunde nutzen zu wollen, auch wenn das in diesem Zusammenhang ein makabrer Ausdruck ist, um die desaströse Situation in der Stadt rasch in den Griff zu bekommen. Eines der obersten Ziele, so hört man, sei neben der Linderung der Not auch das Wiederherstellen der verwalterischen Handlungsfähigkeit.


In der Zwischenzeit hat Stadtrat Gerolam auch das befreundete Ausland um Hilfe gebeten, da der Winter vor der Türe steht und die Stadt noch große Not leidet. Mit Hilfe großzügiger Spenden und anderer Hilfen hat der provisorische neue Stadtrat mehrere Handelskontrakte aufgesetzt, die Neu Freystadt schnell Linderung bringen sollen. Dabei geht es hauptsächlich um Wollstoffe, Segeltuch, Holz und allerlei Feldfrüchte und auch Wintergetreide, um für das Nötigste zu sorgen. Es heißt, die Hanse von Lubeka würde einstweilen für die Stadt einspringen und die Kosten für diese umfangreichen Maßnahmen übernehmen. Und es heißt weiter, dass Kaufleute und Handelsorganisationen anderer Länder aufgerufen sind, anhand dieser Kontrakte eben jene ausgeschriebenen Waren in die Stadt zu bringen, um sich dort am Aufbau zu beteiligen. Augenscheinlich arbeitet man bereits an einer Art Magistratur, die diese Dinge nachhalten soll.


Stadtrat Gerolam betonte in der zweiten offiziellen Sitzung des neuen provisorischen Stadtrats, dass er dafür werben werde, dass jene, die schnell helfen, einen besonderen Platz im Herzen der Stadt haben sollen.



24 November 2017

Große Zerstörungen in Neu Freystadt

Schreckliche Neuigkeiten ereilen uns aus der großen und oft verrufenen Handelsstadt am Dunkelmeer: Neu Freystadt.

Nach allem, was uns derzeitig an Kunde aus jenen Landen erreicht, müssen wir annehmen, dass die Stadt, oder zumindest ein größerer Teil von ihr, bei einer gigantischen Überschwemmung und den daraus resultierenden Umständen zerstört wurde. Es ist zwar schwierig, in aller Eile ein paar Erkundigungen aus jener Gegend weit hinter dem Ringgebirge einzuziehen, aber einige Fernhändler, die auffälligerweise so ganz ohne Waren Eingang nach Stauchen suchten, berichteten, dass mehrere Nächte zuvor große sturmflutartige Wellen ihre Wassermassen den Freystädter Fluss hinab getrieben hätten. Dabei sollen sie zumindest Teile des alten Hafens und der am selbigen liegenden Unterstadt, nebst dem verruchten Hafenviertel, weggespült oder überschwemmt haben. Was diese Wellen verursacht haben könnte, wusste allerdings kein Händler zu berichten. Gerüchten zufolge könnte es aber ein großer Sturm oder Wolkenbruch über den nördlichen Bergen gewesen sein. Immerhin sind die Berge dort beinahe ebenso hoch wie die Gipfel des stauchischen Ringgebirges. Wie dem auch sei: Wie das Ausmaß der Katastrophe nun genau aussieht, wieviele Tote, Versehrte und Vermisste es gibt und wie es in der Stadt weitergehen soll, wusste bislang niemand einzuschätzen.


Ebenso fraglich scheint auch momentan, welche Besitztümer all jener ausländischer Fernhändler und Gilden durch diese Flut hinweggespült, eingestürzt oder anders in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es gibt viele Händler, die seit langem in der Hafenstadt mehr oder minder große Lagerhäuser oder Kontore unterhalten oder unterhielten. Und es gibt Gilden, die ihre Häuser entlang des Freymarktes in der Unterstadt haben oder hatten. Ob und in welchem Zustand dies alles erhalten ist, bleibt wohl zunächst völlig offen und muss in Erfahrung gebracht werden. In einer ersten Stellungnahme konnten wir immerhin die Dame Jasemine von Wertbaum, das Oberhaupt des gleichnamigen stauchischen Handelshauses erreichen. Wir dürfen hier ihren Wortlaut zitieren: “Ich bin zutiefst erschüttert. Das Handelshaus Wertbaum unterhält in Neu Freystadt mehrere Lagerhäuser und eine Walkmühle für das Walken von Stoffen. Sechsunddreißig Männer und Frauen stehen dort in unseren Diensten. Ich hoffe inständig, dass alle wohlauf sind, und dass diese plötzliche Flut, was auch immer sie ausgelöst haben mag, ihnen nichts anhaben konnte. Ich habe Quaestor Jorgan Immersiel, meinen engsten Berater, bereits dorthin geschickt, um sich ein Bild vor Ort zu machen und werde selbstverständlich alsbald selbst dorthin reisen. Mögen die Faucher auch über die Staucher im Ausland wachen!”


Insgesamt scheint die einst stolze Hafenstadt also arg in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, und es wird sicher seine Zeit dauern, bis klar ist, was diese Naturgewalt heraufbeschworen hat. Allerdings lassen sich auch bereits erste mahnende Stimmen vernehmen, die nun den zweifelhaften Ruf Neu Freystadts als Stadt des Lasters und des Geldes hervorheben und als Pfuhl der Korruption und der Sünde brandmarken. Ob dies so klug ist bei dem Leid und den Toten, die diese Katastrophe sicher mit sich bringen wird, steht, darf natürlich hinterfragt werden; und natürlich darf nichts Geringeres als die Strafe der Götter dafür herhalten, um dieses unglaubliche Geschehen zu erklären. Aber solche Stimmen muss es wohl auch geben, vor allem aus dem konservativen Thalothien und der merkantilen Metropole Hochburg; vielleicht auch nur, um von sich selbst abzulenken und den Fingerzeig bequem in eine andere Richtung wandern zu lassen.


Eindeutiger, und vielleicht weniger göttlich strafend, wird es vermutlich eh erst, wenn die ersten Reisenden  zurückkehren und mehr über das Ausmaß der Katastrophe zu berichten wissen.