24 November 2017

Große Zerstörungen in Neu Freystadt

Schreckliche Neuigkeiten ereilen uns aus der großen und oft verrufenen Handelsstadt am Dunkelmeer: Neu Freystadt.

Nach allem, was uns derzeitig an Kunde aus jenen Landen erreicht, müssen wir annehmen, dass die Stadt, oder zumindest ein größerer Teil von ihr, bei einer gigantischen Überschwemmung und den daraus resultierenden Umständen zerstört wurde. Es ist zwar schwierig, in aller Eile ein paar Erkundigungen aus jener Gegend weit hinter dem Ringgebirge einzuziehen, aber einige Fernhändler, die auffälligerweise so ganz ohne Waren Eingang nach Stauchen suchten, berichteten, dass mehrere Nächte zuvor große sturmflutartige Wellen ihre Wassermassen den Freystädter Fluss hinab getrieben hätten. Dabei sollen sie zumindest Teile des alten Hafens und der am selbigen liegenden Unterstadt, nebst dem verruchten Hafenviertel, weggespült oder überschwemmt haben. Was diese Wellen verursacht haben könnte, wusste allerdings kein Händler zu berichten. Gerüchten zufolge könnte es aber ein großer Sturm oder Wolkenbruch über den nördlichen Bergen gewesen sein. Immerhin sind die Berge dort beinahe ebenso hoch wie die Gipfel des stauchischen Ringgebirges. Wie dem auch sei: Wie das Ausmaß der Katastrophe nun genau aussieht, wieviele Tote, Versehrte und Vermisste es gibt und wie es in der Stadt weitergehen soll, wusste bislang niemand einzuschätzen.


Ebenso fraglich scheint auch momentan, welche Besitztümer all jener ausländischer Fernhändler und Gilden durch diese Flut hinweggespült, eingestürzt oder anders in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es gibt viele Händler, die seit langem in der Hafenstadt mehr oder minder große Lagerhäuser oder Kontore unterhalten oder unterhielten. Und es gibt Gilden, die ihre Häuser entlang des Freymarktes in der Unterstadt haben oder hatten. Ob und in welchem Zustand dies alles erhalten ist, bleibt wohl zunächst völlig offen und muss in Erfahrung gebracht werden. In einer ersten Stellungnahme konnten wir immerhin die Dame Jasemine von Wertbaum, das Oberhaupt des gleichnamigen stauchischen Handelshauses erreichen. Wir dürfen hier ihren Wortlaut zitieren: “Ich bin zutiefst erschüttert. Das Handelshaus Wertbaum unterhält in Neu Freystadt mehrere Lagerhäuser und eine Walkmühle für das Walken von Stoffen. Sechsunddreißig Männer und Frauen stehen dort in unseren Diensten. Ich hoffe inständig, dass alle wohlauf sind, und dass diese plötzliche Flut, was auch immer sie ausgelöst haben mag, ihnen nichts anhaben konnte. Ich habe Quaestor Jorgan Immersiel, meinen engsten Berater, bereits dorthin geschickt, um sich ein Bild vor Ort zu machen und werde selbstverständlich alsbald selbst dorthin reisen. Mögen die Faucher auch über die Staucher im Ausland wachen!”


Insgesamt scheint die einst stolze Hafenstadt also arg in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, und es wird sicher seine Zeit dauern, bis klar ist, was diese Naturgewalt heraufbeschworen hat. Allerdings lassen sich auch bereits erste mahnende Stimmen vernehmen, die nun den zweifelhaften Ruf Neu Freystadts als Stadt des Lasters und des Geldes hervorheben und als Pfuhl der Korruption und der Sünde brandmarken. Ob dies so klug ist bei dem Leid und den Toten, die diese Katastrophe sicher mit sich bringen wird, steht, darf natürlich hinterfragt werden; und natürlich darf nichts Geringeres als die Strafe der Götter dafür herhalten, um dieses unglaubliche Geschehen zu erklären. Aber solche Stimmen muss es wohl auch geben, vor allem aus dem konservativen Thalothien und der merkantilen Metropole Hochburg; vielleicht auch nur, um von sich selbst abzulenken und den Fingerzeig bequem in eine andere Richtung wandern zu lassen.


Eindeutiger, und vielleicht weniger göttlich strafend, wird es vermutlich eh erst, wenn die ersten Reisenden  zurückkehren und mehr über das Ausmaß der Katastrophe zu berichten wissen.